
„Parma ist nicht verschwunden und wird es nie sein!“, verkündete Ex-Trainer und Neu-Präsident Nevio Scala Ende Juni 2015. Damals war Parma Calcio 1913 frisch gegründet – für den fußballerischen Neuanfang in Liga vier. Nur einen Monat zuvor lag Parma am Boden.
Mit lediglich 19 Punkten war der Klub als FC Parma abgestiegen. Zwei Monate nachdem ein Richter am 19. März 2015 die Insolvenz des Vereins bekannt gegeben hatte. Die ständig wechselnden Verantwortlichen hatten den ohnehin vorhandenen Schuldenhaufen zu einem ausgewachsenen Schuldenberg von 218 Millionen Euro aufgeschüttet.
Die Mannschaft hatte seit Saisonbeginn kein Gehalt gesehen, zwischenzeitlich konnten die Heimspiele nicht mehr ausgetragen werden, vom Verband setzte es sieben Punkte Abzug. Schon vor der Saison wurde der Klub trotz sportlicher Qualifikation nicht zur Europa League zugelassen. Wegen steuerlicher Unregelmäßigkeiten. „Financial Fairplay“ und so. Damit sahen sie es beim FC Parma allerdings noch nie so eng.
Neustart in der vierten Liga
2004 war der Vorgängerverein, der AC Parma, UEFA-Cup-Sieger und Klub solcher Legenden wie Hernan Crespo oder Fabio Cannavaro, zahlungsunfähig. Seine Muttergesellschaft, der Lebensmittelkonzern „Parmalat“ des Klubbesitzers Carlisto Tanzi bretterte mit satten 14 Milliarden Euro Schulden gen Abwicklung. Nur ein eigens eingebrachtes Gesetz stellte den Klub unter Gläubigerschutz und sicherte dem FC als Nachfolgeverein die Erstliga-Zugehörigkeit. Doch dieses Mal gab es keine Novelle.
Dementsprechend ging es für den so stolzen Klub, bei dem unbekannte Übungsleiter wie Arrigo Sacchi oder jener Nevio Scala zu großen Trainern wurden, im freien Fall gleich drei Klassen abwärts. In die Serie D, die Bedeutungslosigkeit des Amateurbereichs. Der Verein wurde neu gegründet und umbenannt. Parma Calcio 1913 sollte er fortan heißen und mit der Zahl des ursprünglichen Gründungsjahres an die große Geschichte anknüpfen. Tradition und Ehrlichkeit statt windiger Investoren und verschleppter Insolvenzen. Ein Vorbild für Transparenz und finanzielle Fairness. Scala übernahm das Präsidentenamt und beschwor die Unsterblichkeit.
Die Fans verliehen seinen Worten Gewicht: Am ersten Spieltag begleiteten 1000 Auswärtsfahrer ihre große Liebe in ein Dorf„stadion“ mit 1400 Plätzen. Den Zuschauerrekord in der Serie D verdoppelten sie im heimischen Stadio Ennio Tardini quasi im Vorbeigehen. Und auch finanziell beteiligten sich die Anhänger: Nach dem Abstieg konnten sie ab 500 Euro Anteile am Verein kaufen. Unter dem Titel „We Are Parma“ brachte eine Crowdfunding-Aktion mehr als 170.000 Euro für Projekte der Traditionspflege.
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