Religiöse Bekenntnisse sind keine Seltenheit in der Bundesliga. Spätestens seit die Bundesliga nur noch tief gläubige Brasilianer verpflichtet, vergeht beinahe kein Wochenende, ohne dass ein Spieler beim Torjubel sein Trikot hochreißt, um auf dem T‑Shirt sein Glaubensbekenntnis zu dokumentieren. Mit Sprüchen, die einer frömmelnden Drückerkolonne alle Ehre machen würden: „Jesus liebt dich“ oder „Jesus loves you“ oder „Jesus ist der Weg“. Soweit so langweilig, doch weil der DFB vor Saisonbeginn in weiser Voraussicht die Kirchentags-Leibchen verbot, wurden die Missionare in kurzen Hosen immer erfinderischer. Erst zeigte der Stuttgarter Cacao ein T‑Shirt mit dem vielsagendem Schriftzug „J…“ und lud die Zuschauer zu einer Runde Glücksrad ein („Ich kaufe ein E, ein S und ein U und noch ein S“), nun überraschte Baiano, der frisch eingekaufte brasilianische Stürmer des VfL Wolfsburg, mit einer ganz neuen Variante. Nach seinem Tor gegen den FC Bayern kramte er aus den Untiefen zwischen Klempnerfalte und Eingriff ein schwarzes Mützchen mit der frommen Stickerei „Jesus“ hervor und setzte es sich auf. Dass er mit der Kappe ausnehmend dämlich aussah, schien Baiano dabei wenig zu stören, schließlich zählte die Botschaft. Die jedoch blieb nebulös, denn was wollte uns das Mützchen sagen: Jesus mag die Bayern nicht? Oder Jesus wohnt in Wolfsburg? Oder Jesus verkauft billig gestickte Kappen mit seinem Namen? Baiano jedenfalls will weiterjubeln, auch wenn DFB-Chefankläger Horst Hilpert bereits schäumte: „Das ist keine Bereicherung für den Fußball, sondern eine Unsitte“. Denn kein Schiedsrichter wird das Beweisstück konfiziszieren wollen, angesichts des ständigen Aufbewahrungsortes: „Ich habe die Kappe in meiner Unterhose aufbewahrt.“ Amen.
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